Samstag, 13. Februar 2010

Spezialist Nr. 2

Diesen Spezialisten habe ich durch studieren der Homepage des Orthopädischen Spitals Wien Speising gefunden. Aufgrund der Dringlichkeit meines Anliegens konnte ich aber keine 3-4 Monate auf einen Termin in Speising warten und hab mich für die etwas kostenintensivere Behandlung, nämlich die in der Privatordination, entschieden.
Diesen "Privattermin" in der Praxis von OA Univ. Doz. Dr. Christian Wurnig bekam ich dann problemlos innerhalb von 5 Tagen.


Das Gespräch und die Untersuchung bei Dr. Wurnig war sehr interessant, informativ und aufschlussreich. Er nahm sich so viel Zeit bis alle meine Fragen beantwortet waren. Die OP-Methode die Dr. Wurnig vertritt nennt sich übrigens Weaver-Dunn, benannt nach den zwei Ärzten, James K. Weaver und Harold K. Dunn, die diese OP-Methode in den frühen 1970ern entwickelt haben.
Das besondere an dieser Methode besteht darin dass dabei das coracoclavicular ligament verwendet wird um eine Stabilisierung/Fixierung des Schlüsselbeines nach unten zu erzielen.
Der Eingriff kann nicht athroskopisch durchgeführt werden, sondern es wird im Bereich Claviculaende ein ca. 5-6cm langer Schnitt bis hinunter in den Bereich des Coracoides gemacht. Nachdem der Bereich um das distale Ende der Clavicula von Muskeln usw. freigelegt wurde wird ein Stück des Claviculaendes ?abgeschnitten/abgesägt? um dann das coracoclavicular ligament mit dem geöffneten Knochen zu verbinden.
Durch Dr. Wurnig würde aber nicht das ganze coracoclavicular ligament vom Acromion/Schulter abgelöst werden sondern nur ca. 50% die restliche Hälfte, sozusagen, verbleibt am Acromion und erfüllt dort weiterhin seine ursprüngliche Aufgabe. Zusätzlich wird noch zur weiteren Stabilisierung der Clavicula eine Drahtcerlage in einer Achterschlinge um das Coracoideum gelegt, durch die Clavicula gebohrt und dann fixiert.



Diese Drahtcerlage könnte aber nach entsprechender Ausheilung, Zeit natürlich von Patient zu Patient unterschiedlich, wieder entfernt werden. Nach Aussage von Dr. Wurnig würde er das aber nur dann empfehlen wenn die Cerlage in irgend einer Art und Weise stören würde. (Entzündung, Verrutschung usw.). Bei belassen kann sie eine zusätzliche Haltbarkeit und Sicherheit gewährleisten. In Bildern gesprochen sieht das dann so aus:

!!Bis zur Freigabe bitte diesem Link folgen!!
http://www.shoulderdoc.co.uk/article.asp?section=525&article=666#staticlink


Nach der OP müsste ich dann für 4 Wochen einen Gilchrist Verband tragen, weiters im gleichen Zeitraum passive Bewegungstherapie in einem beliebigen Physikalischen Institut machen lassen. Nach den 4 Wochen Beginn der aktiven Bewegungstherapie und Muskelaufbau. Die volle Wiederherstellung und somit auch die volle Bewegungsfreiheit und Belastbarkeit wäre bis zum Ende des 3. postoperativen Monats gewährleistet.

Vorteile, Risiken, Neben- und Wechselwirkungen von Weaver-Dunn:
  • Spätarthrose beinahe nicht gegeben da ja ein Stück der Clavicula entfernt wird und dadurch der Gelenkspalt nicht zu eng werden kann
  • Grundsätzlich wird eigenes Bandmaterial verwendet das sich im besten Falle bis zu 80-85% seiner ursprünglichen Haltbarkeit regeneriert
  • Die Drahtcerlage kann, muß aber nicht entfernt werden und gibt zusätzlich Halt für die "jungen" Bandstrukturen
  • Risiko wie bei jeder OP mit Vollnarkose das bis zum Ableben führen kann
  • Kollateralschäden für angrenzende Muskel, Nerven oder Blutgefäße
  • Mittelfristige Ruhigstellung des Armes das wiederrum zu Gelenkproblemen in Schulter, Ellbogen und Handgelenk führen könnte
  • Materialunverträglichkeit sodaß die Cerlage frühzeitig entfernt werden müßte
Wenn ich den Eingriff von Dr. Wurnig machen lassen sollte, würde er diesen im Orthopädischen Spital in Wien/Speising durchführen. Ein Termin innerhalb von spätestens 4 Wochen könnte zugesichert werden und auch die Garantie das OA Univ. Doz. Dr. Christian Wurnig selbst operiert wäre gegeben. Nicht schlecht, würde relativ früh sein und ich weiß zumindest daß nicht irgend ein "Lehrling" an mir herumspielt...




Montag, 11. Januar 2010

Spezialist Nr. 1

Mein nächster Weg führte mich zu dem ersten wirklichen Schulterspezialisten der mir zusätzlich von meinem praktischen Arzt empfohlen wurde. Oberarzt Dr. Georg Prendinger ist Facharzt für Sporttraumatologie und leitet die Schulterambulanz im UKH Meidling/Wien. Die Schulterambulanz ist jeweils nur am Montag geöffnet sodass Termine grundsätzlich nur nach Voranmeldung zu haben sind. Da meine Verletzung jedoch akut war stellte dies zu meinem Vorteil kein Problem dar.
Nach den allgemeinen Anmeldeformalitäten im UKH Meidling, man muß sich nämlich erst ganz normal bei der Unfallambulanz anmelden, wurden zusätzlich Röntgenbilder erstellt. Diese aber nur mit angelegtem Tornisterverband - Mmmhhhhh...na gut.
In der Schulterambulanz bei o.a. Arzt schaute er sich die aktuellen Röntgenaufnahmen am Bildschirm an und sagte sofort, ohne mich vorher untersucht, befragt oder anderes zu haben, da sieht man ja gar nix?? O.k. darauf hin kurze Erklärung meinerseits, vorzeigen der anderen von mir mitgebrachten Röntgenaufnahmen (Zugaufnahmen usw.). Nach dieser Informationsbekanntgabe durch mich begann er mit der wirklichen Anamnese. Im Gespräch, zu dem er sich dann viel Zeit nahm, kam heraus dass es wie immer zwei Möglichkeiten gäbe:
  1. nicht operieren
  2. operieren nach seiner präferierten Methode mit Kirschnerdraht-Fixierung

Da durch die Biegsamkeit der Drähte diese in der Regel nicht bewegungsstabil sind, ist nach der OP eine längere Phase der Ruhigstellung notwendig. Prognostiziert wurden mir vom Arzt ca. 4-6Wochen mit Gilchristverband. In weiterer Folge ist die entstehende Muskelatrophie und eine Versulzung des Schultergelenkes nicht zu vernachlässigen. Auch eine frühfuntionelle Behandlung im Sinne von Bewegungstherapie kann nicht durchgeführt werden. Zusätzlich liest man noch häufig von:
  • Brechen oder Verschiebung der Implantate (was zu einer vorzeitigen Entfernung führen würde)
Der Vorteil der Technik mit Kirschnerdrahtfixierung liegt sicher darin dass diese in den 1920 Jahren entwickelt wurde und auch heute noch sehr häufig angewendet wird. Somit habe ich wieder eine neue Technik der operativen Behandlung kennengelernt, aber klüger oder Entscheidungsfreudiger bin ich dadurch nicht geworden. Also auf zum nächsten...

Krankenhaus Nr. 2

Am nächsten Tag bin ich dann zur weiteren Versorgung in das in das Landeskrankenhaus MÖDLING gefahren. Durch eine weit zurück liegende Verletzung im Knie, die damals sehr gut versorgt wurde, dachte ich auch in diesem Fall die richtige Wahl getroffen zu haben.
Die Erstaufnahme in der Unfallambulanz gestaltete sich als relativ unproblematisch und ging auch sehr schnell. In weiterer Folge wurden mehrere Röntgenaufnahmen der verletzten Schulter, mit Gewicht (5 kg) und ohne Gewicht, erstellt. Zum Vergleich die gleiche Zugaufnahme der gesunden Schulter.


Durch diese zusätzlichen Aufnahmen wurde die Erstdiagnose aus Mürzzuschlag bestätigt - Tossy III. Weiters wurde mir der in Mürzzuschlag angelegte Tornister/Rucksackverband sofort abgenommen und
ein Gilchrist-/Bauer-/Desaultverband (gem. Abb) angelegt. Dieser Verband dient zur Ruhigstellung des Armes und der Schulter. Zusätzliche Untersuchungen oder Behandlungen wie z.B. eine Ultraschalluntersuchung zur Feststellung von zusätzlichen Verletzungen des angrenzenden Muskel- und Bandapparates oder der Rotatorenmanschette wurde nicht durchgeführt - nur ein "bissl abtasten halt".
Auf weiteres Nachfragen/Nachbohren von mir und meiner Freundin wurde mir dann eine Operation mit Hakenplatte empfohlen. Warum genau diese OP? Weil in Mödling grundsätzlich diese Art der Verletzung so operiert wird! Mmmmmhhhh...
Operationstermin wäre dann auch schon in 6 Tagen möglich und ich könnte die Schulter sofort nach der OP wieder bis ca. 90 Grad heben und sie halbwegs normal bewegen. Hörte sich nicht schlecht an!

Abb. Hakenplatte

Mögliche Nebenwirkungen:
  • Ausreissen der Schrauben
  • Brechen des Schlüsselbeines
  • Brechen des Implantates
  • Entzündungen
  • schlechte Wundheilung
  • sehr große Narben
  • eventuelle notwendige, vorzeitige Entfernung des Implantates
  • Verletzungen von angrenzenden Muskeln und Gewebe
  • zweite Operation nach ca. 3-4 Monaten zur Entnahme der Platte
  • und natürlich die normalen Risiken einer OP mit Vollnarkose
Auch das konnte mich in meiner ersten Not nicht abschrecken und ich sagte dem OP Termin zu.
Zu Hause fühlte ich mich auf jeden Fall mit dem Gilchristverband alleine nicht wohl und so entschloss ich mich die beiden Verbände zu kombinieren. Diese Lösung stellte sich in weiterer Folge als gut heraus und ließ mich auch in der Nacht einigermaßen gut schlafen. Jediglich einen weichen Polster legte ich mir noch unter den verletzten Arm um diesen etwas höher zu lagern.
Nach intensivierter Internetrecherche und den immer größer werdenden Zweifel an der Beratung im Krankenhaus MÖDLING und der Hakenplatte hab ich mich letztendlich gegen diese OP entschieden und sagte auch den schon festgelegten Termin ab. Die Odysse sollte also noch weiter gehen...

Samstag, 9. Januar 2010

Erstversorgung

Die wirkliche Erstversorgung fand im Landeskrankenhaus MÜRZZUSCHLAG in der Steiermark statt.
Es wurden zwei Röntgenaufnahmen angefertigt. Die erste der verletzten Schulter in unversorgtem Zustand und die zweite der verletzten Schulter versorgt mit einem Tornister/Rucksackverband (siehe Bild). Diese Bandage hat die Aufgabe das Schlüsselbein im ursprünglichen Zustand zu halten.


Diagnose:
- Lux. artic. AC sin. - Tossy III sin

Therapie:
- Tornisterverb., Voltaren dispers 2x1 unter Magenschutz bei Bedarf und Weiterbehandlung im Heimatkrankenhaus

Befund:
- Schmerzen am li. Schulterdach, deutl. Hochstand d. li. Clavicula-lat, mit Klaviertastenphänomen, die Schulter selbst i.d. Bewegung schmerzhaft eingeschränkt, peripherie DSM oB.

Röntgenbefund:
- li. Schulter: Hochstand d. pars lat. d. li. Clav. um über eine Schaftbreite. RöKo: li Clav. dem AC deutlich angenähert.

Grundsätzlich war ich mit der Erstversorgung zufrieden. Die Ärzte und das restliche Personal waren sehr freundlich und hilfsbreit. Die Aussage des behandelnden Arztes war dass sie diese Art der Verletzung "grundsätzlich" nicht operieren würden sondern eine konventionelle Ausheilung empfehlen. Im Nachhinein hätte ich mir doch etwas mehr Aufklärung und Information erwartet. Aber mehr darüber in den nächsten Posts.




Der Unfall

Durch ein unglückliches Mißgeschick kam ich beim Skifahren zu Sturz. Instinktiv habe ich mich dabei über die linke Schulter abgerollt. Die Bodenbeschaffenheit war leider nicht so wie man sich das bei einem Sturz gerne wünschen würde. Steine, Eis usw. dämpften meinen Aufprall nur in sehr begrenztem Maße.
Nachdem ich mich wieder gesammelt hatte verspürte ich einen sehr unangenehmen Schmerz in der linken Schulter und einen eindeutigen Hochstand meines Schlüsselbeines (Clavicula). Ich wollte eigentlich noch selber bis zum Auto abfahren aber diese Idee hatte ich nach extrem starken Kreislaufproblemen dann schnell verworfen. Daraufhin verständigte meine Partnerin die Pistenrettung, die dann meine Schulter mit einer Armschlinge erstversorgte und mich relativ schnell aber unter großen Schmerzen zu meinem Auto brachte.